Spanische Hofreitschule – die Schule über der Erde

15 Jul

Spanische Hofreitschule – die Schule über der Erde

Während Begriffe wie Piaffe, Passage, Galoppwechsel oder Pirouette aus der klassischen Dressur bekannt sind, so weiß man spätestens bei den Begriffen Levade, Kapriole oder Courbette dass man über die Spanische Hofreitschule und die Hohe Schule der Reitkunst spricht – ein Einblick in die Welt der wunderbaren Lipizzaner und der Spanischen Hofreitschule in Wien.

So mancher staunt wenn er vom Michaelerplatz zum Josefsplatz spaziert und unter den Arkaden in die wunderschönen Stallungen der Spanischen Hofreitschule blickt. Fast unwirklich präsentiert sich hier die älteste Kulturpferderasse Europas: Gemütlich mit etwas Heu im Maul sehen die eleganten Pferde vergnügt aus ihren Boxen und beobachten die Touristen. Diese sind begeistert von der Stallburg und der ruhigen Ausstrahlung ihrer Bewohner meistens damit beschäftigt Fotos zu machen und hoffen die Lipizzaner auch aus der Näher sehen zu können. Mit etwas Glück ist dies auch möglich: Immer dann wenn die Pferde zur Winterreitschule geführt werden, müssen sie durch die Arkaden und damit an den Besuchern vorbei.

© René van Bakel

Obwohl man sich mitten im Zentrum Wiens befindet, könnte dieser ruhige und gelassene Anblick genauso im Gestüt Piber oder im Trainingszentrum Heldenberg sein, wo sich die Lipizzaner für Pausen oder Trainings befinden.

Die genannte Stallburg gehört zu den bedeuteten Renaissancebauten Wiens und wurde 2008 so adaptiert wie wir es heute sehen: Unter anderem wurden die Boxen der Lipizzaner mit Blick in den Innenhof angelegt und gleichzeitig der gesamte Hof mit einer möglichen Überdachung konzipiert, so dass dieser nun für Veranstaltungen genutzt werden kann. Ein Beispiel dafür ist die alljährliche „Fete Imperiale“ dessen Reinerlös der Lipizzaner Zucht und der Erhaltung der Spanischen Hofreitschule zugutekommt.

Neben der Stallburg ist vor allem die 1735 von Josef Emanuel Fischer von Erlach (wie auch das MuseumsQuartier) erbaute Winter Reithalle ein Besuch wert – sie wird als „die schönste Reithalle der Welt“ bezeichnet.

Bei der Morgenarbeit die von Montag bis Freitag von 10:00 bis 12:00 Uhr stattfindet, kann man die unterschiedlichen Ausbildungsstufen der Lipizzaner beobachten und wie das Training durch die Bereiter durchgeführt wird.

© René van Bakel

Um einen Überblick über die verschiedenen Trainingsphasen zu bekommen, die ein Lipizzaner-Pferd durchläuft, finden Sie hier eine kurze Erklärung:

Remontenschule

Mit 4 Jahren kommen die Jung-Hengste aus dem Gestüt Piber in die Spanische Hofreitschule. In ersten Jahr ihrer Ausbildung werden sie an die tägliche Arbeit gewöhnt und angeritten.

Campagnenschule

Nach ungefähr einem Jahr werden die Hengste an erfahrene Bereiter und Oberbereiter übergeben – es beginnt die Vorbereitung für die Hohe Schule. Die Pferde werden an die Kandare gewöhnt, an die Versammlung herangeführt und die Handarbeit trainiert.

Hohe Schule

Als letzte Phase der Ausbildung – die hier zur Perfektion geführt wird – werden den Lipizzanern Piaffe, Passage, Pirouetten, Kapriolen und mehr gelernt.

© René van Bakel

Sobald die Ausbildung fertig ist bekommt der Lipizzaner seinen weißen Schulsattel und das Gold-Zaumzeug – damit ist er ausgebildet und darf bei den Vorführungen in der Winterreitschule präsentiert werden. Diese können an verschiedenen Terminen besucht werden und sind – vor allem für jene die sich für den Reitsport begeistern können- durch die komplette Harmonie zwischen Pferd und Bereiter ein unvergessliches Erlebnis.

© Herbert Graf

Neben „Pas de deux“ an der Hand und am langen Zügel kann unter anderem hier die „Große Schulquadrille“ gesehen werden. Hier werden die Lektionen der „Schule über der Erde“ vorgeführt, wie Levade, Courbette oder Kapriole.

© René van Bakel

Wer die Spanische Hofreitschule besuchen möchte sollte sich rechtzeitig Tickets für die Vorführung oder die Morgenarbeit besorgen. Es wird auch ein geführter Rundgang durch die Stallburg angeboten.

Entweder Sie machen einen 15 Minuten Spaziergang durch die Wiener Innenstadt oder Sie können die Straßenbahn 43 bis Schottentor und anschließend den Bus 1A zum Michaelerplatz nehmen.

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